+++ Lehrermangel verschlimmert sich +++ mangelhafte Umsetzung des Maßnahmepaketes nicht nachvollziehbar +++
Sabine Friedel, die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag zur Bewerber- und Einstellungssituation im Lehrerbereich:
„Der Lehrermangel in Sachsen geht in das fünfte Jahr – und verschlimmert sich. Es ist für Schüler, Lehrer und Eltern schrecklich und nicht mehr zu erklären, warum sich nach wie vor so wenig bewegt.
Das Einstellungsverfahren muss bewerberfreundlicher werden? Das wissen wir doch schon seit Jahren! Und immer noch gibt es nur zwei Termine. Und immer noch gibt es Massengespräche. Und immer noch werden vollausgebildete Lehrkräfte weggeschickt. Das ist nicht nachvollziehbar.
Mit dem Lehrermaßnahmepaket wurde im Oktober 2016 beschlossen, dass es schulscharfe Ausschreibungen und Einstellungen geben soll. Damit die Schulleiter helfen können, das Personal zu besorgen. Damit der Referendar, der schon seit einem Jahr an der Schule ist, sich eingearbeitet hat und gebraucht wird, bleiben kann und nicht weggeschickt wird. Und nichts ist passiert!
Es gibt einen Kabinettsbeschluss – und der wird einfach nicht umgesetzt! So löst man keine Probleme.
Sachsens Schulsystem droht noch tiefer in die Krise zu geraten. Und in solchen Situationen hilft kein ‚Weiter so‘. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen!
Das Kultusministerium muss jede verfügbare Person einstellen – dann eben auch über den regionalen Bedarf hinaus. Das Geld zur Einstellung ist vorhanden, das hat der Landtag bereitgestellt. Dann sind die Bewerber erst einmal gebunden und können an den Schulen entlasten, als zweite Lehrkraft in den Unterricht gehen, bei der Inklusion unterstützen oder die Schulentwicklung vorantreiben.
Dass Sachsen immer noch glaubt sich leisten zu können, Gymnasiallehrer wegzuschicken, weil sie das falsche Fach studiert haben, ist ein Hohn für jede überlastete Lehrkraft, die an unseren Schulen ihr Bestes gibt.
Mit Blick auf das Interview der Kultusministerin ist sachlich richtigzustellen, dass eine Ausreichung des Ergänzungsbereichs von 25 Prozent nicht bedeutet, dass eine Schule 25 Prozent Lehrerstunden extra erhält. Das hieße: Für vier Lehrer, die den Unterricht absichern, gibt’s einen fünften obendrauf für Ergänzung und Vertretung. Das wäre nahezu paradiesisch! In Wirklichkeit ist es anders: Der Umfang des Ergänzungsbereichs ist in einer Verwaltungsvorschrift geregelt. An den Grundschulen beispielsweise gibt es nach dieser Vorschrift je 20 Schüler eine Lehrerwochenstunde im Ergänzungsbereich. Umgerechnet bedeutet dies: Für vier Lehrer, die den Unterricht absichern, gibt es EINE Lehrerstunde (und nicht eine Lehrkraft mit 27 Stunden!) obendrauf für Ergänzung und Vertretung. Und wenn dieser Ergänzungsbereich nur zu 25 Prozent ausgereicht wird, dann gibt es praktisch nur eine Viertelstunde – mit der man natürlich keine Vertretung halten kann. Die Berechnung des Ergänzungsbereiches durch das Kultusministerium ist seit langem in der Kritik – auch durch uns.“
Hintergrund – Artikel der Sächsischen Zeitung vom 14. Juni 2017: http://www.sz-online.de/sachsen/sachsen-sucht-noch-hunderte-lehrer-3704257.html
Positionen der SPD-Fraktion zum Lehrermangel: http://www.spd-fraktion-sachsen.de/lehrermangel/